Vor der Corona-Krise gab es schon einige Führungskräfte, die Mitarbeitende an anderen Standorten oder auch im Homeoffice geführt haben. Das war aber eher die Ausnahme. Mit dem Lockdown durch die Politik haben viele Firmen von einem Tag auf den anderen viele Mitarbeitende ins Homeoffice geschickt. Und damit mussten die Führungskräfte erst einmal lernen umzugehen. Was gilt es zu beachten, worauf kommt es an über die Distanz in solch einer speziellen Situation und auch grundsätzlich zu führen? Es gibt so einiges zu beachten. Gerne teile ich hier einige meiner Gedanken dazu mit Ihnen und freue mich über Rückmeldungen, weitere Idee, eigene Erfahrungen…

Wie geht Führungskraft-Mitarbeitende-Beziehung auf Distanz?

Im Büro ist es ganz normal, die Beziehung zu pflegen. Man trifft sich auf dem Gang, in der Küche, in der Kantine. Oder man schaut auf dem Weg mal eben im Büro der Mitarbeitenden vorbei. Jetzt auf Distanz ist das so nicht mehr möglich und gerät manchmal in Vergessenheit, bleibt aber ein sehr wichtiger Aspekt der Zusammenarbeit. Also sollten Sie als Führungskraft weiterhin auch über die vorhandenen Online-Tools (Skype, MS Teams, Zoom, …) mit Ihren einzelnen Mitarbeitenden Beziehung pflegen. Sich zu sehen und zu hören ist ein wichtiger Bestandteil, um in Verbindung zu bleiben, E-Mails reichen da nicht. Und gerade in einer solch speziellen Zeit ist es wichtig, mit den Mitarbeitenden auch über deren aktuelle persönliche Situation zu sprechen (wenn das der/die Mitarbeitende auch will) und Sie dürfen gerne auch etwas über Ihre eigenen Themen erzählen – die besonderen Umstände gelten ja auch für Sie selbst. Auch das schafft Verbindung.

Welche Vereinbarungen braucht es?

Ein weiterer wichtiger Punkt, ist es, Vereinbarungen für das miteinander Arbeiten zu treffen. Also wie sollen die Informationen fließen, wie häufig braucht es einen Austausch (regelmäßige Termine, nur auf Zuruf usw.), wer hat welche Erwartungen an den anderen hinsichtlich Unterstützung, auf dem Laufenden halten, einbezogen werden. Hierbei ist es sehr wichtig, dass Sie als Führungskraft ihre eigenen Wünsche und Erwartungen klar formulieren und genauso den Mitarbeitenden diese Möglichkeit geben. Bei unterschiedlichen Vorstellungen sorgen Sie dafür, dass eine gemeinsame Linie miteinander vereinbart wird. Und bei Konflikten, wie sie diese besprechen können. Mal eben ins Büro des anderen zu gehen, funktioniert ja aufgrund der räumlichen Distanz nicht. Also braucht es auch hier die Offenheit und Bereitschaft, Konflikte jederzeit besprechen zu können, also zum Telefon zu greifen oder zu einem Online-Meeting einzuladen. Unausgesprochene Konflikte sind insbesondere bei räumlicher Distanz sehr heikel und können sehr schnell zu Unzufriedenheit, Demotivation und auch innerer Distanz führen. Für Sie als Führungskraft gilt, auch bei Online-Meetings, sehr genau die Stimmung der Mitarbeitende wahrzunehmen und im Zweifel lieber einmal mehr nachzufragen.

Mehr Vertrauen und weniger Kontrolle?

Und dann ist da noch das Thema Vertrauen. Im Büro haben Führungskräfte häufiger den Eindruck, mehr Kontrolle über die Mitarbeitenden zu haben. Wobei die Mitarbeitenden Kontrolle oft nicht so angenehm empfinden. Bei räumlicher Distanz bekommt das Thema noch eine besondere Note. Sie als Führungskraft sollten sich fragen, wie viel Kontrolle bzw. Sicherheit Sie selbst darüber benötigen, wie viel und was Ihre Mitarbeitenden arbeiten und warum. Geht es Ihnen in erster Linie darum, selbst auf dem Laufenden zu bleiben, um gegebenenfalls anderen gegenüber aussagefähig zu bleiben? Oder geht es mehr um das Vertrauen in die Mitarbeitenden? Weiß ich an was meine Mitarbeitenden arbeiten und wo sie stehen? Welche Zyklen für ein update brauche ich? Das gilt es in einem 1:1 Gespräch mit jedem einzelnen Mitarbeitenden abzustimmen, denn auch hier sind die Vorstellungen der Beteiligten sehr unterschiedlich. Und je mehr Ihre Mitarbeitenden verstehen, wann, wie oft, in welchem Maße und warum Sie Informationen über deren Arbeit benötigen, desto höher sind auch die Bereitschaft und das Verständnis dafür.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie als Führungskraft in solchen Zeiten aber auch sonst bei Führen auf Distanz besonders gefragt sind: ihre Klarheit und Offenheit gegenüber Ihren Mitarbeitenden, Ihr Gespür für deren Anliegen und Wünsche und auch sich selbst gegenüber mit dem, was Sie für sich in dieser Führungssituation benötigen.

Viel Erfolg!